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Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg

 

Andacht für Zuhause, April 2024

ERÖFFNUNG
+ „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ - Mit diesem Gruß lade ich Sie ein, diese Andacht zu feiern. Gottes Segen dafür!

EG 116,1
Er ist erstanden, Halleluja. Freut euch und singet, Halleluja. Denn unser Heiland hat triumphiert, all seine Feind gefangen er führt. Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod. Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!

IMPULS
Haben Sie es auch gelesen?
Einer unserer Discounter wünscht uns Frohe Ostern und hat in dieser Woche MonCherie 42% billiger verkauft. Bei einem anderen Lebensmittelgeschäft grüßt Ostern mit allen Sinnen. Damit das besser geht, gab es dort schokolierte Datteln für 2,99 Euro. Und im Sportgeschäft gab es zur Osteraktion u.a. günstige Badelatschen in den Größen 39-45. Endlos könnte ich weiteres nennen. - Finden Sie auch? Wow, Ostern ist ein tolles Fest. Keine Frage.
Aber was feiern wir noch außer den Sonderangeboten, die uns in den vergangenen Tagen erreicht haben?

Warum feiern wir Ostern?
Sie wissen es – ich weiß es: Weil Jesus auferstanden ist. Was gibt’s zu feiern? Dass der Tod besiegt ist. Wer ist wir? Wir sind die Gemeinde Jesu. Und warum wissen wir das? Na, weil uns jemand gesagt hat, DASS Ostern und WAS Ostern ist.
Und damit meine ich nicht die Werbeprospekte, die uns edle Speisen und anderes zu günstigen Festtagspreisen nahebringen wollen und Ostern zu einem Genussfest am Frühlingsbeginn machen.

Ostern braucht Zeugen. Zeuginnen, die sagen was Sache ist, wenn falsche oder halbwahre Informationen die eigentliche Botschaft verwässern. Und das ist heut so und war auch schon vor gut 2000 Jahren so, kurz nach dem 1. Osterfest. Und so schreibt Paulus den ChristInnen in Korinth das: Brüder und Schwestern, ich will euch auf die Gute Nachricht hinweisen, die ich euch verkündet habe. (…) Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in der Heiligen Schrift steht. Er wurde begraben und am dritten Tag auferweckt, wie es in der Heiligen Schrift steht.

Und jetzt kommen die Zeugen:
Er hat sich Kephas gezeigt, danach auch den Zwölf. Später zeigte er sich über fünfhundert Brüdern und Schwestern auf einmal. Die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind aber gestorben. Danach hat er sich Jakobus gezeigt, schließlich allen Aposteln. Ganz zuletzt hat er sich auch mir gezeigt – also gleichsam einem Missratenen. (…) Gleichgültig, ob ich es sage oder die anderen Apostel: Das ist unsere Verkündigung und der Glaube, den ihr angenommen habt.“

In dieser Zeit, in der so viele andere Interessen an Ostern kundgetan werden, wird mir immer klarer: Ostern braucht ZeugInnen, die daran erinnern, was Ostern eigentlich ist. Im ursprünglichen Sinn. Oster ist doch „unser“ Fest, oder? Es ist doch das Fest der „Kirche“!!!

Ostern braucht ZeugInnen! Ein ZeugIn ist eine TraditionsbewahrerIn. Er/Sie gibt weiter, was er/sie selbst empfangen hat.
Doch so einfach ist das nicht – heute schon gar nicht! Traditionen werden hinterfragt, verändert oder beiseitegelegt. Damals in Korinth und heute bei uns.
Ostern feiert das Erwachen der Natur. Ostern sucht versteckte Eier. Ostern wird repräsentiert vom Osterhasen. Das sind Traditionen, die wir pflegen, die uns wichtig und ja auch schön sind.

Da hätte vermutlich auch der Osterzeuge Paulus seine liebe Mühe, als Bewahrer der eigentlichen Osterbotschaft aufzutreten. Und doch würde er sicherlich die alten Worte wiederholen, denn eine Tradition ist DORT vom Aussterben bedroht, wo die Worte fehlen, um die Tradition zu erklären.

So greift Paulus selbst auf überlieferte Worte zurück, die alles sagen, damals und heute: Christus ist gestorben und wurde begraben; er ist auferstanden und wurde gesehen.
Die Zeuginnen und Zeugen, die im Bibeltext genannt sind, sind aus längst vergangenen Tagen. Und trotzdem sprechen sie weiter, über die Jahrhunderte hinweg. Über die Jahrhunderte hinweg sprechen sie uns Menschen an.

Und wir wissen: entweder glauben wir ihnen oder unser Glaube ist nichts wert. Wir haben nicht MEHR als das Zeugnis der Bibel. Keinen Beweis, nur das Wort. Keinen Beleg, nur Glaubensspuren anderer Menschen. Tragen diese Worte? Tragen diese Spuren uns? -:::-
So stehen wir immer wieder neu vor der Vertrauensfrage. Trägt dieser Glaube? Hält er, was er verspricht, wenn es darauf ankommt? Ist auf ihn Verlass im Leben wie im Tod?

Ostern braucht ZeugInnen.
Wie war das bei Ihnen? Wie sind Sie zum christlichen Glauben gekommen? Wie und wann haben Sie davon gehört? Wer hat mit dazu beigetragen, dass Sie diese Andacht lesen?

Zu meinem Leben gehören Menschen, deren Glaubenszeugnis mich geprägt hat. Eltern, Jungscharleiter, hauptamtliche Jugendarbeiter, Freunde und Freudinnen, Gemeindeglieder.
Ihre Zeugnisse haben mich angesprochen, sprechen mich an. Ihre Stimmen dringen durch den Chor meines Zweifels. Ihre Gebete haben mich getragen. Ihre Worte erreichen mein Herz. Manchmal sind sie laut, manchmal leise. Sie sind nicht immer da. Aber oft. Bisher haben sie mich auch im Notfall noch nie im Stich gelassen. Gott sei Dank!

„Ich habe das Gute meines Lebens aus Gottes Hand genommen, sollte ich nicht auch das Schwere aus seiner Hand nehmen?“ Worte einer Sterbenden, die für mich zum Osterzeugnis geworden sind. Seitdem sie mir zugesprochen wurden, begleiten sie mich wie ein helles Licht. Sie machen mir Mut, sie haben für mich eine große Kraft, an sie erinnere ich mich, wenn der Zweifel groß ist.

„Du bist mir zum Segen geworden, deine Worte haben mir geholfen!“, sagt ein anderer. Das macht Mut.

Ich hoffe weiter (und manchmal bete ich auch dafür), dass dieser Glaube trägt, jetzt im Leben hier auf Erden, aber vor allem auch dann, wenn das Leben hier zu Ende geht.

Vielleicht schenkt Gott dann Menschen an die Seite, die da sind, wenn es soweit ist. Menschen, die diesen Glauben teilen, ihn mir bezeugen, wenn ich nicht glauben kann. Das wäre sicher schön.

Ostern sagt: „Gott ist stärker als der Tod!“ Ich will den Zeugen und Zeuginnen weiter glauben. Ich will weiter ihren Worten vertrauen. Sie haben den Glauben in mein Herz gesät. Mehr habe ich nicht. Aber auch nicht weniger.

Und ich will selber weiter Zeuge sein. Mit Ihnen zusammen, die Sie die Andacht lesen. Ich will weiter Zeuge sein - in der Begegnung mit anderen Menschen, in meinem Reden und Handeln. Wissend, dass das nicht immer leicht ist. Erfahrend, dass ich oft genug zu ängstlich bin.
Ich will weiter Zeuge sein und auf Anderes hinweisen, als das, was uns die Osterprospekte der vergangenen Tage angeboten haben. Ostern ist doch mehr!
>Christus wurde begraben und am dritten Tag auferweckt, wie es in der Heiligen Schrift steht.< Amen.

VATER UNSER

SEGEN
So segne und behüte uns Gott. Amen.