Aktuelle Seite: Startseite Besondere Andachten

Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg

Andacht für Zuhause, Oktober - Erntedankfest 2025

ERÖFFNUNG
Gott, segne mir dein Wort! Amen.

GEBET
Gott, wir loben dich du danken dir! Du hast die Erde so wunderbar gemacht, den Frühling, den Sommer, den Herbst und Winter. Und du hast uns versprochen: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Du hast uns alles gegeben, was wir brauchen, auch Menschen, die uns liebhaben. Wir danken dir dafür. Und deshalb lass uns mithelfen, dass wir mit deiner Erde schonend umgehen. Lass uns dazu beitragen, dass alle Menschen in unserer Stadt, in unserem Land, in unserer Welt Anteil an Deinen Gaben haben. Amen.

IMPULS
Wenn man am Erntedanktag den Gottesdienest besucht, riecht/sieht man gleich, das etwas anders ist. Der Altarraum ist verändert. Es sind die Erntegaben, ihr Geruch und ihr Anblick prägen den Kirchgang am heutigen Tag.
Und die Erntegaben geben das Thema dieses Tages vor. Wir feiern Erntedank in unseren Gottesdiensten.

Erntedank – zwei Wörter, zusammengesetzt zu einem.
Einmal der Begriff „Ernte“ – Wie wichtig das Ereignis der Ernte für die mit der Landwirtschaft verzahnten Menschen war, erlebt man, wenn man mit Menschen darüber ins Gespräch kommt. Das Einbringen der Ernte im frühen Herbst war sozusagen das Ende der harten und gewaltigen Sommerarbeit. Rübenhacken, Heumachen, Getreide säen, Kartoffeln pflanzen, Ackern und Eggen – das alles und noch vieles mehr bestimmte den Tagesablauf der Familien, den der Erwachsenen genauso wie den der Kinder. Mühsame Arbeit, mit einem zeitlichen und kräftemäßigen hohen Aufwand. Und in alledem noch abhängig von dem Wetter, Sonne, Regen und Wind. Und wehe, wenn das alles nicht zusammenpasste, wenn zu viel Regen gefallen war, hatte das Konsequenzen für alle: das Brot war von minderer Qualität, die Kartoffeln waren klein, die Rüben ebenfalls - das Leben war dadurch unsicherer.

Und umgekehrt: die Ernte, wenn sie denn gut eingebracht war, wenn der Erntehahn, das letzten Fuder Stroh eingefahren war, brachte Sicherheit, Geborgenheit, sicherte die Existenz, denn die Sorgen um das tägliche Brot, um das Auskommen war von geringerer Bedeutung, trat in den Hintergrund. Erntefeste, Erntetänze drücken genau dieses Gefühl der Freude und Sicherheit aus.

Die Ernte war eine wichtige Arbeit, deren Ergebnis weitreichende Konsequenzen hatte – positiv, oder wenn sie schlecht war, negativ.

Alle Menschen, auch die, die nicht unmittelbar mit der Landwirtschaft zu tun hatten, waren von diesem Ereignis der Ernte bestimmt: sei es durch die eigenen Gärten, sei es durch den Lebensrhythmus der Dorfgemeinschaft.

Heute hat sich das Leben von uns Menschen verändert. Wenige nur noch arbeiten in der Landwirtschaft, wenige nur noch haben einen Garten. Die meisten von uns verdienen ihren Lebensunterhalt an anderer Stelle. Und doch ahnen wir –wenn wir nur einen kurzen Moment darüber ernsthaft nachdenken- wie wichtig die alljährliche Ernte in unserem Land und auch weltweit ist, weil genau sie uns die Möglichkeit gibt, mit unserem Geld einzukaufen, uns den Tisch zu decken.

Auch wenn wir hier bei schlechten Ernten uns wenig Gedanken machen müssen, wie wir uns ernähren können, haben wir alle eine Ahnung davon, welche katastrophalen Konsequenzen es haben kann, wenn die Ernte ausbleibt...

Mit dem Erntedankfest erinnern wir uns an die Arbeit in der Landwirtschaft, an unsere Schöpfung und was Menschen mit ihrer Hände Werk, mit Maschinen und anderen Hilfsmitteln schaffen können.

Zur Ernte kommt mit dem heutigen Tag das „Danken“ in den Blick. Mit diesem Tag danken wir – ich meine in zweierlei Richtung: wir danken für den Ertrag unserer Arbeit, für unserer Hände Werk – in der Landwirtschaft aber auch an anderer Stelle. Und dieser Dank ist sehr ernst zu nehmen. Wir danken dafür, dass die meisten von uns genug zu essen haben, dass es uns im Blick auf das Materielle doch gut geht und wir uns in diesen Dingen nur wenig Sorgen machen müssen.

Und wir sagen Gott danke, dass er zu unserem Bemühen seinen Segen gegeben hat, Wir sagen Gott danke, dass er hat gelingen lassen, was wir uns vorgenommen haben. Wir sagen Gott Danke mit diesem Tag, dass wir hier seine guten Gaben so ganz unverstellt und mittelbar erleben, eben in dem, was wir an Mitteln zum Leben haben.

Und: dieser Tag heute, an dem wir Danke sagen für den Jahreslauf und seinen Ertrag, für das Ergebnis unserer Hände Arbeit, an dem wir Gott für seinen Segen danken, nimmt uns auch in die Pflicht: auch in unserer Lebenshaltung, in unserem Tun und Lassen, Gottes Schöpfung zu bewahren.

Wir sagen Danke und damit sind wir bei einem Bibelabschnitt für das Erntedankfest. Zwei Verse aus dem Hebräerbrief, Kapitel 13:
„Wir wollen nicht aufhören, Gott im Namen Jesu zu loben und ihm zu danken. Das sind unsere Opfer, mit denen wir uns zu Gott bekennen.
Und vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen. An solchen Opfern hat Gott Freude.“

Gott loben – das wollen wir singend oder betend tun:
„Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn, denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich, sie währet ewiglich, sie währet ewiglich!“   (EG 333,1)

Gott im Namen Jesu loben – dazu sind wir eingeladen.

Der zweite Teil des Bibeltextes steht in meinen Augen in enger Verbindung zu dem, was der erste Vers anspricht.

Wie heißt es?
>Und vergesst nicht, Gutes zu tun und allen zu helfen, die in Not sind. An solchen Opfern hat Gott Freude!<

Danke sagen sollen wir, Gott bekennen mit dem Herzen und dem Mund! Das machen wir in den Gottesdiensten, das machen wir, wenn wir beten, das tun wir, wenn wir singen.
Dazu gehört aber auch der tätige Dank. Wir sind in die Pflicht genommen, zu teilen, zu geben, Not zu lindern. Nicht jeder alles, aber vielleicht jeder ein Stückchen.
Danken mit den Lippen und zugleich auch danken im Handeln und Tun, so verstehe ich das Erntedankfest. Beides gehört zusammen. Und der Apostel scheint seine „Pappenheimer“ zu kennen. „Vergesst es nicht!“, so muntert er auf. „Vergesst nicht, Not zu lindern. Stellt euch eurer Verantwortung!“

Der tätige Dank, das Teilen, das Lindern der Not anderer Menschen außerhalb der Kirchenmauern, all das ist die Anwendung dessen, was wir hier im Gottesdienst in unseren Gebeten tun.

Reden und Tun gehört im Christentum zusammen. „Beten und arbeiten“, so bringt es eine Klosterregel auf den Punkt. Denn zum Lippenbekenntnis gehört auch die Tat! Ganz einfach, sagt der Apostel.

Und warum sollen wir so leben? Ich meine, das macht sich fest an Jesus Christus. Sein Leben war ein Leben in Hingabe und Sorge um andere Menschen. Er hatte Gott und die Welt im Blick. Bei ihm kommen Gott und die Menschen zusammen. Er hat uns gezeigt, was Gott von uns möchte. Er hat uns gezeigt, wie wir leben sollen: in Dankbarkeit und Ehrfurcht vor Gott, und zugleich mit dem Blick für das Ergehen und die Not des Nächsten. Und weil Jesus sich dafür nicht zu schade war, und weil wir als ChristInnen seinen Namen tragen, sollen wir es genauso tun.

Das Erntedankfest: wir sagen Gott danke für seine guten Gaben, für Brot und Wein, für das, was wir mit unserer Arbeit schaffen können. Wir loben und preisen ihn mit Worten und sind eingeladen, diesem Dank auch weiterzugeben an Menschen, die in Not sind- so der Hebräerbrief. Oft gelingt das - und doch werden wir nie fertig damit. Deswegen bleiben wir dran, weil Gott in Jesus Christus an uns dranbleibt. Amen.

VATER UNSER

SEGEN
So segne und behüte uns und seine Welt der allmächtige Gott. Amen.