Die Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg
Andacht für Zuhause, September 2023
ERÖFFNUNG
Gott, segne mir diese Andacht. Amen.
GEBET
Liebender Gott, du schenkst uns, was wir zum Leben brauchen. Die Gaben deiner Schöpfung bergen uns und machen uns satt. Die freie Zeit dieses Tages lässt uns aufatmen. Du gibst uns eine Gemeinde, mit der wir glauben, lieben, hoffen können. - Wir bitten dich: Lass uns achtsam bleiben für alles, was du schenkst. Lass uns sorgsam miteinander umgehen, den Menschen, die unsern Alltag teilen in Familie, Nachbarschaft und Gemeinde. Durch Christus, unsern Bruder. Dir sei Ehre in Ewigkeit.
IMPULS zu Versen aus Gal 5,25ff
Das nenne ich schöpferisch: „Da formte Gott der HERR den Menschen aus Staub vom Erdboden. Er blies ihm den Lebensatem in die Nase, und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.“ Mit einem Satz kommt die Bibel dem Ursprung des Lebens auf die Spur. Sie sagt, wo wir herkommen, wem wir uns zu verdanken haben, wie die Beziehungen sind.
Frage an uns: Verstehen wir uns so? Verstehen wir uns, obwohl von unseren Eltern gezeugt, doch auch als von Gott geschaffen? Steht Gott am Anfang unseres Lebens? Sehen wir unser Leben als eine Gabe Gottes oder nicht? Stehen wir zu ihm in Beziehung?
Was sind wir? Geschöpf Gottes? Oder sind wir Menschen nicht doch das Ergebnis menschlichen Wirkens, unseres Schaffens? Sind wir Produkte unseres Umfelds? Oder auch beides zusammen?
Unsere Einstellung zum Leben ist heute gefragt. Was lässt mich leben? Was hält mich am Leben? Wie verstehe ich mich?
Natürlich liegt es heute in unserer Zeit nah, zu denken: Ich bin es selbst, der das Leben bestimmt. Ich bin am Anfang nicht gefragt worden, ob ich überhaupt sein will. Ob ich auf diese Erde möchte. Ob das in meinem Sinne ist. Aber jetzt ist das Leben, in dem ich mich als Mensch wiederfinde, doch meine Sache. Ich habe es in der Hand. Ich verfüge über mich. Was ich bin, was ich habe, hängt zu weiten Teilen von mir selbst ab.
Und doch liegt es nah zu sehen in dieser Zeit, wo diese Abhängigkeit von mir selbst, hinführen kann!
Und wir wissen das doch auch seit der Reformation. Wenn alles von mir abhängt, dann bin ich von mir selbst abhängig. Wenn wir Menschen aus uns selbst heraus leben wollen, binden wir uns an das, was er/sie gerade ausmacht, was er/sie können und leisten, was er/sie vorzeigen kann.
Soweit so gut – aber was ist dann, wenn uns die eigne Kraft ausgeht, wir nichts mehr vorweisen können, schwach sind? Wie kommen wir dann klar? Werden wir bitter und selbstgerecht? Unzufrieden und bösartig, weil uns keiner mehr fragt? -:::- Wie sehen wir unser Leben?
Im 1. Jahrhundert n. Chr. hat der Apostel Paulus einst einen Brief an mehrere Gemeinden in Galatien geschrieben. Darin heißt es: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Gal 5,1)
Unsere Freiheit ergibt sich aus der Bindung an Gott, sagt Paulus, sagt das Alte Testament: „Da formte Gott der HERR den Menschen aus Staub vom Erdboden. Er blies ihm den Lebensatem in die Nase, und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.“
Das Urdatum menschlichen Lebens – dass nämlich Gott dem Menschen das Leben gibt, entbindet von der Abhängigkeit von uns selbst. DAS ist Freiheit, sagt christlicher Glaube.
Frei sind wir, wenn wir uns an Gott gebunden wissen. Frei sind wir, wenn wir uns als Gottes Geschöpf erkennen. Wir müssen uns nicht selbst am Leben erhalten.
Gottes Geist bestimmt uns. Das ist die Grundlage für den Predigttext, der heute zu predigen ist. Hören wir auf ihn. Heute in der Übersetzung der Baisbibel, Verse aus Galater 5 und 6:
„Wenn wir durch den Geist Gottes das Leben haben, wollen wir auch aus diesem Geist heraus unser Leben führen. Wir sollen nicht überheblich auftreten, einander nicht herausfordern und nicht neidisch aufeinander sein. Tut dies mit der Freundlichkeit, die der Geist schenkt.
Helft einander, die Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus gegeben hat. (…) Täuscht euch nicht! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten.
Lasst uns daher nicht müde werden, das Rechte zu tun. (…) Solange wir also noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun!“
Frei sind wir, wenn wir uns Gott verbunden wissen. Die Gewissheit, dass ich mein Leben Gott verdanke, führt zu einer ganz anderen Haltung zum Leben, zu mir selbst und zu den Menschen um mich herum, sagt Paulus in unserem Predigtabschnitt. Und das schenkt der Geist Gottes!
+ tragt des andern Last
+ Gutes tun an jedermann, darin nicht müde werden
+ Konkret heißt das doch: wenn ich mich von Gott geschaffen und angesehen weiß, könnte ich darauf verzichten, mich auf Kosten anderer zu profilieren.
+ Wenn ich aus dem Geist Gottes heraus mein Leben gestalte, dann könnte ich darauf verzichten, auf anderer Menschen Kosten Anerkennung zu suchen.
+ Wenn ich Gott am Anfang meines Lebens glaube und um seine Freiheit weiß, brauch ich mich nicht selbst besser darstellen und andere zu verurteilen.
+ Wenn ich mich als Geschöpf Gottes sehe, bin ich befreit von der Angst zu kurz zu kommen.
+ Wenn ich die Freiheit Gottes für mich gelten lasse, kann ich anderen helfen, so wie das für mich möglich ist.
+ Wenn ich mein Leben in der Liebe Gottes gestalten möchte, dann muss ich in der Schule nicht abschreiben und mich selbst und meine Lehrer betrügen.
+ Wenn ich meine Hoffnung auf die Liebe Gottes setze, dann kann ich zu meinen Fehlern und Stärken stehen. An den Fehlern kann ich versuchen zu arbeiten. Meine Stärken kann ich anderen zur Verfügung stellen.
Paulus sagt,
+ tragt des andern Last
+ Gutes tun an jedermann, dabei nicht müde werden
Dazu sind wir befreit. Zu solchem Verhalten will uns Gottes Geist ermutigen.
Nicht immer ganz einfach, so zu leben, oder?
Ich brauche doch auch die Anerkennung der anderen. Es tut mir doch gut, wenn jemand zu mir sagt: „Du bist wertvoll! Du kannst was. Ich brauche dich!“
Ja, das stimmt. Und es ist schön, wenn wir uns das einander geben können: Achtung, Liebe und Anerkennung. Da sollen wir aufmerksam miteinander umgehen und daran nicht sparen, uns ehrlich zu begegnen und Gutes zu tun. Das wäre im Sinne Jesu!
Aber wir sind nicht davon abhängig, wir sind mehr als das, was andere von uns denken. Wir sind Gottes Geschöpfe und das gibt uns Würde!
Und so können wir uns ans Leben wagen. Offen für andere, befreit zum Helfen, wissend, dass Gott vom Anfang bis zum Ende und in alle Ewigkeit an unserer Seite steht. So können wir das Leben wagen, meine ich, immer wieder, allein und mit andere zusammen. Amen.
VATER UNSER
SEGEN
So segne uns und die, die uns anvertraut sind, Gott, Vater Sohn und Heiliger Geist.