Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg
Andacht für Zuhause, September 2025
ERÖFFNUNG
Gott segne mir diese Andacht. Amen.
GEBET
Guter Gott, wir bitten dich: erreiche unser Herz in dem, was uns bewegt! Lass uns aus dieser Andacht etwas mitnehmen, etwas, das uns gut tut, das uns selbst tröstet und uns zum Trösten bereit macht. Das bitte wir dich durch Jesus Christus, der in heiliger Dreieinigkeit lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
IMPULS
Liebe Leserin, lieber Leser,
eine Frage zu Beginn: Was macht uns Menschen stark?
Seit November 2023 letzten Jahres bin ich Opa! Und wissen Sie was? Das ist wunderbar.
Unser Enkelkind wohnt in Dresden, und die beiden Eltern geben sich viel Mühe mit ihrem Kind. Wir sind beindruckt, mit wieviel Liebe und Fürsorge dieses Kind ins Leben startet, es gefördert und unterstützt wird.
Was macht uns Menschen stark? Eine erste Antwort: die Liebe und Zuwendung anderer Menschen.
Was macht uns Menschen stark?
Wenn ich diese Frage meinen Schülerinnen und Schülern in der Grundschule am Stellberg stellte, dann konnten sie schnell die gleiche Antwort geben: ein gutes Miteinander in der Familie, Freundinnen und Freunde machen stark. In dem sie da sind, verstehen, unterstützen, Verständnis haben, Vertrauen schenken und Liebe geben
Was macht uns Menschen stark?
Und Frage ich das die Konfis, dann ist die Antwort ganz ähnlich. Vielleicht ergänzen sie aber: stark macht mich auch, wenn ich etwas gut kann, Erfolg habe, gut ausgebildet bin.
Was macht uns Menschen stark?
Würden Sie noch was anderes ergänzen? Ich vermute, dass es aber bei allen verschiedenen Antwortmöglichkeiten eine Schnittmenge gäbe: dass es die Liebe und Zuwendung anderer Menschen ist, die uns lebenstauglich macht. -:::-
Aber auch das muss gesagt sein, weil es doch auch die Erfahrung sicher von vielen von uns ist: Menschen haben die Macht, auch einander zu schwächen, sie klein zu machen, zu verletzen. Jeder und jede von uns kennt doch vermutlich Worte, die vielleicht vor vielen Jahren gesprochen wurden, und die uns klein gemacht haben und die wir nicht vergessen können. Von Eltern, Geschwistern, von Lehrerinnen und Lehrern, Mitschülerinnen und MItschülern: „Du kannst das nicht!“ – Ich liebe dich nicht!“ – „Aus Dir wird nichts!“ - Keine guten Sätze, keine guten Worte. Worte, die kränken und schwach machen.
Was macht uns Menschen stark?
Diese Frage stellt auch Paulus. Was macht uns stark? Wie werden wir vor Gott gerecht? Wie können wir das Leben schaffen?
Und er sagt: Es ist Gott und sein Handeln in Jesus Christus, das uns stark macht. Eigene Leistung, eigene Stärke, das eigene Vermögen wird nicht ausreichen im Blick auf Gott und das Leben. Es ist Gottes Liebe zu uns Menschen, die uns stark macht.
Daran erinnert der Text aus der Bibel. Ich lese Ihnen Worte aus dem Galaterbrief, Kapitel 2:
16 Aber wir wissen: Kein Mensch gilt vor Gott als gerecht, weil er das Gesetz befolgt. Als gerecht gilt man nur, wenn man an Jesus Christus glaubt. (…)
20 Deshalb lebe ich also nicht mehr selbst, sondern Christus lebt in mir. Zwar lebe ich noch in dieser Welt, aber ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes. Er hat mir seine Liebe geschenkt und sein Leben für mich hingegeben.
21 Ich weise die Gnade nicht zurück, die Gott uns erweist. Denn wenn wir durch das Gesetz vor Gott als gerecht gelten, dann ist Christus vergeblich gestorben.
Was macht uns Menschen stark? Wie kann das Leben gelingen? Wie kann das Leben -vor Gott- gelingen?
Schenken lassen muss man sich die Liebe Gottes, der durch Tod und Auferstehung Jesu uns Menschen das Leben in Freiheit ermöglichen möchte. „Er hat mir seine Liebe geschenkt“ sagt Paulus.
Was macht uns Menschen stark?
Es ist die Liebe anderer Menschen, so war meine Antwort am Anfang. Es ist die Liebe Gottes, die uns selbstverständlich ohne Gegenleistung geschenkt wird, sagt Paulus.
Gottes Welt funktioniert anders! Wo wir das ernst nehmen und annehmen, wo das unser Herz erreicht, kann Freiheit entstehen. Und das ist die Stärke unseres Glaubens.
Denn nicht das Aussehen, eine gute Ausbildung, die Gesundheit (so wichtig sie ist), die sozialen Kompetenzen, die Jugend und Erfahrung, die Menge unseres Erfolges, die Größe unsere Geldkontos und die Anzahl unserer Gottesdienstbesuche sind entscheidend. Durch nichts, was wir Menschen leisten und schaffen können, erreichen wir etwas bei Gott – sondern allein, weil Gott uns liebt und seine Liebe schenkt. Durch Gottes Liebe können wir stark werden – und sie wird erfahrbar auch an der Liebe anderer Menschen. - So funktioniert Gottes Welt!
Gottes Liebe ist uns geschenkt! Das ist die Grundlage, die Voraussetzung, dass aller Erste.
Gottes Liebe ist uns geschenkt! – und wir können und sollen mit unserem Leben darauf antworten. Aus Dankbarkeit. In Freiheit. Als Menschen mit einem aufrechten Gang.
Gottes Liebe ist uns geschenkt! – und wir können und sollen mit unserem Leben darauf antworten.
Wie kann dieses Leben aussehen?
Wir können dankbar sein. Zum Glauben gehört der Ausdruck der Dankbarkeit unmittelbar dazu. Gott im Gebet, in Liedern, im Handeln die Ehre geben, sich von ihm her verstehen und ihn in das Leben einzubeziehen ist ein Ausdruck des neuen befreiten Lebens.
Wie kann dieses Leben aussehen?
Wir können Gottes Liebe an unsere Mitmenschen weitergeben und sie mit ihnen teilen. Wir können helfen, zum Frieden beitragen, zur Bewahrung der Schöpfung, zum gerechten Umgang miteinander.
Wie kann Leben aussehen?
Wir können im Reden und Handeln diese gute Nachricht von Gottes Welt, die anders funktioniert bezeugen. Das andere auch davon erfahren und das an uns erleben.
Die Liebe macht uns stark! Gottes Liebe. Und auch die Liebe der Menschen, die wir erfahren. Und wir teilen diese Liebe mit anderen. Im Vertrauen auf Gott und seine Möglichkeiten.
So funktioniert Gottes Welt: Liebe empfangen, Liebe weitergeben. Das macht stark, ermuntert zum aufrechten Gang.
Genau daran erinnert wurde ich in einem Urlaub. Meine Frau und ich waren in der Bretagne in Frankreich. Wen wundert es: zu unseren Urlauben gehört immer auch die Besichtigung von Kirchen. In Frankreich geht das wunderbar: da gibt es in den Städten riesengroße Kathedralen. Da würde unsere Stadtkirche raummäßig zehnmal hineingehen.
Und es gibt Dorfkirchen, klein und fein. Und in einer dieser kleinen Dorfkirche war es so: wenn man sie betreten wollte, musste man den Kopf einziehen, sonst hätte man sich angestoßen. – Und wenn man sie verlassen hat, konnte man das mit einem aufrechten Gang tun, ohne den Kopf einzuziehen.
Für mich ist das ein Bild für unseren Glauben und das, was er ausdrückt: oft müssen wir Menschen den Kopf einziehen, dann, wenn das Leben schwerfällt, es nicht gelingt, uns Dinge zusetzen. - Gottes Liebe aber will uns aufrichten, stark machen, zum Leben ermutigen.
Dass wir das erleben – auch immer wieder in unseren Gottesdiensten und im Miteinander als Kirchengemeinde hier - das schenke uns Gott! Amen.
VATER UNSER
SEGEN
So segne und behüte mich und unsere Welt, unser Gott. Amen.