Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg
Andacht für Zuhause, Dezember 2025
ERÖFFNUNG
„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer Sach 9,9
LIED Evangel. Gesangbuch 1,1
(1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
(2) Er ist gerecht, ein Helfer wert; Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit, sein Zepter ist Barmherzigkeit; all unsre Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Tat.
IMPULS
Mit dem Toten- und Ewigkeitssonntag vor wenigen Tagen haben wir das Kirchenjahr abgeschlossen. Wir haben uns erinnert im Stadtkirchengottesdienst an die vielen Menschen aus unserer Gemeinde und darüber hinaus, die verstorben sind. Das war schwer. Lichter der Hoffnung haben wir angezündet, die uns daran erinnern wollen, dass unser Leben in die Liebe Gottes einmündet. Gut, dass wir im Kirchgenjahr so einen Sonntag haben, der Raum gibt für die Trauer, den Verlust, den Abschiedsschmerz – und der zugleich Hoffnung macht und uns erinnert an Gottes Zusagen und seine Möglichkeiten. „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“
Etwas geht zu Ende – Neues fängt an. Es ist Advent. Das neue Kirchenjahr hat begonnen. Wieder ein Kreislauf mit all den Sonntagen, Kirchenfesten und besonderen Wochen liegt vor uns.
Wir haben das Kirchenjahr morgen mit dem Tag der offenen Kirchentür begonnen, den wir als Brot für die Welt-Sonntag gefeiert haben. Nach dem Gottesdienst konnte man sich Suppen- und Kuchenbuffet sattessen. Über den Tag verteilt gab es gutes Programm: Eine Krippenausstellung konnte man ansehen, Weihnachtskarten und Basteleien kaufen. Nette Menschen konnte man treffen. Der Erlös des Tages war für die neue Aktion Brot für die Welt bestimmt. Vielen Dank für alle Spenden.
Es ist Advent – Sie wissen es alle: das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Ankunft“! Aber bevor etwas ankommt, gibt es vier von diesen Sonntagen – also ist erstmal „Warten“ angesagt. In der Adventszeit ist es irgendwie so, wie wenn man fliegt. Das Flugzeug setzt zur Landung an, bricht sie ab und nach einer Wartschleife dann ein neuer Landeversuch. So ist der Advent, finde ich – wir sind noch in der Warteschleife… Es ist noch nicht Weihnachten – auch wenn es schon drei Monate Lebkuchen und Stollen zu kaufen gibt…
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Vielleicht warten wir mit den Menschen aus der Ukraine auf eine Friedenslösung, die die Waffen zum Schweigen bringt und die Angst vor Bomben wegnimmt. Ein Frieden, der Frieden ist und klein Diktat der Supermächte.
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Auf gute Lösungen der Politik zu den Fragen in unserem Land. Das Rentenpaket muss neu verhandelt werden? Wie kann es gehen, dass zwischen Alt und Jung keine Spaltung erfolgt?
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Vielleicht mit den Flüchtlingen in unserem Land auf eine Perspektive – in der Heimat oder hier bei uns…
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Vielleicht warten wir selbst oder mit Menschen, die krank sind, auf Heilung. Oder wir warten auf das Sterben, weil die Krankheit so übermächtig ist und das Leben unmöglich macht.
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Vielleicht warten wir auf einen Besuch unserer Kinder und Enkel. Oder von FreundInnen oder aus der Nachbarschaft? Das Miteinander würde gut tun…
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Auf eine schöne Reise, die wir geplant haben und auf die wir uns freuen.
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Vielleicht auf die Erfüllung der Sehnsucht, dass unser Leben hier und in der Welt in Frieden und Freiheit geschehen kann, mit Achtung vor der Schöpfung und dem Mitmenschen…
Zum Advent gehört das Warten – worauf warten wir?
Was Ihnen wohl einfallen würde?
Zum Advent gehört das Warten – wir sind noch wie ein Flugzeug in der Warteschleife… Worauf warten wir?
Wir warten auf Weihnachten. Neben all den Festvorbereitungen, Geschenke kaufen und dem anderen, was für Weihnachten vorbereitet werden will, gibt es aber etwas anderes: Die Vorbereitung im Herzen, die Freude auf das Wunder von Weihnachten, dass einen konkreten Namen hat, Jesus Christus.
Der Advent erinnert daran: Gott kommt! Das gilt unumstößlich. Gott kommt, er bleibt seiner Welt nicht fern. Er bleibt nicht der Welt abgewandte, sondern wird der, der sich seinen Menschen, seiner Schöpfung ganz zuwendet. Weihnachten lässt sich nicht mehr verbergen. Die Zeichen stehen auf „rot“, als Farbe der Liebe Gottes zu den Menschen. Eine Kerze brennt heute am Adventskranz, ein Licht. Ein Licht, das darauf hinweisen will, dass Gott in einem Kind Mensch geworden ist. Ein Licht, das darauf hinweisen will, dass dieses kleine Kind selbst zum Licht geworden ist für viele, die in der Finsternis ihres eigenen Lebens, unserer Welt sitzen.
Advent - Zeit des Wartens. Zeit des Wartens auf das Wunder von Weihnachten. Und was tun wir bis dahin? Wie gehen wir um mit dieser Zeit, die unsere Lebenszeit ist?
Auch daran mag uns das Licht erinnern, das am Adventskranz brennt. Wir sind eingeladen, selbst Licht zu werden für andere. Wir sind aufgefordert, dieses Licht, das in unserem Leben brennt, mit anderen zu teilen. Wir sollen uns und dem Nächsten nichts schuldig bleiben, sagt der Bibeltext für heute, außer dass wir miteinander in Liebe umgehen. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom - die Verse 8-12 aus dem Kapitel 13 darf ich Ihnen in Auszügen vorlesen:
>Bleibt keinem etwas schuldig! Was ihr einander allerdings immer schuldet, ist Liebe. Wer nämlich seine Mitmenschen liebt, der hat Gottes Gesetz erfüllt. (…) Alle anderen Gebote sind in einem Satz zusammengefasst: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.«
Denn wer seinen Mitmenschen liebt, tut ihm nichts Böses. So wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.
Liebt also eure Mitmenschen, denn ihr wisst doch, dass es an der Zeit ist, aus aller Gleichgültigkeit aufzuwachen. Unserer endgültigen Erlösung sind wir jetzt näher als zu Beginn unseres Glaubens.
Bald ist die Nacht vorüber, und der Tag bricht an. Deshalb wollen wir uns von den Taten trennen, die zur Dunkelheit gehören, und uns stattdessen mit den Waffen des Lichts rüsten.<
Einander in Liebe begegnen. Hört sich erstmal leicht an, oder?
Einander in Liebe begegnen.
Da sein – auch wenn es anstrengt. - Zuhören, auch wenn man es schon oft gehört hat. - Freundlich sein und bleiben – auch wenn der andere nervt. - Geduld haben, auch wenn man es schon 1000mal erklärt hat. - Zeit einsetzen – auch wenn man davon scheinbar wenig hat. - Geld spenden – das scheint das einfachste zu sein. - Hoffnung teilen und nicht aufgeben, auch wenn alles hoffnungslos scheint. - Ausdauer haben, auch wenn man an Grenzen kommt.
Einander in Liebe begegnen. Doch gar nicht so leicht, oder?
Advent heißt Ankunft – wir sind aber noch in der Warteschleife wie ein Flugzeug im Landeanflug. Also ist Warten angesagt. Und bis zur Ankunft sollen wir einander in Liebe begegnen, schlägt Paulus vor.
„Bald ist die Nacht vorüber, und der Tag bricht an.“ – so können wir es auch im Bibeltext lesen. Für mich ein Hoffnungssatz. Das Warten ist bald vorbei. Die Hoffnung erfüllt sich. Das Licht bekommt immer mehr Macht. Es wird hell. Allem Anschein zum Trotz. Mit Jesus können wir das sagen und darauf vertrauen. Heute an diesem Tag, in diesem Advent. Amen.
VATER UNSER
SEGEN
Der Herr segne unseren Eingang und Ausgang. Amen.
