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Die Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg

Andacht für Zuhause, Ostern 2023

ERÖFFNUNG
„Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle!“

Gott, segne mir diese Andacht. Amen.

LESUNG Markus 16,1-8
>Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle. Sie wollten die Totensalbung vornehmen. 2 Ganz früh am ersten Wochentag kamen sie zum Grab.
Die Sonne ging gerade auf. 3 Unterwegs fragten sie sich: »Wer kann uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?« 4 Doch als sie zum Grab aufblickten, sahen sie, dass der große, schwere Stein schon weggerollt war. 5 Sie gingen in die Grabkammer hinein. Dort sahen sie einen jungen Mann. Er saß auf der rechten Seite und trug ein weißes Gewand. Die Frauen erschraken sehr. 6 Aber er sagte zu ihnen: »Ihr braucht nicht zu erschrecken!
Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt wurde. Gott hat ihn von den Toten auferweckt, er ist nicht hier. Seht: Hier ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. 7 Macht euch auf! Sagt seinen Jüngern, besonders Petrus: Jesus geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.« Die Frauen aus dem Grab und liefen davon. Sie zitterten vor Angst und sagten niemandem etwas, so sehr fürchteten sie sich.<

IMPULS
Zu Beginn eine Frage, die Sie vielleicht verwundert und die ihnen auch nicht unmittelbar einleuchten wird. Ich stelle Sie ihnen trotzdem und bitte Sie, sie im Hinterkopf zu behalten. Gegen Ende würde ich gerne eine Antwort versuchen... Hier also die Frage: Was hat ein Stück Seife mit dem Osterglauben zu tun? 😊 Also, behalten Sie die Frage im Gedächtnis!

Wie ist das gewesen, damals am ersten Osterfest? Wie erzählen es uns die Evangelien und die anderen biblischen Zeugnisse? Menschen begegnen dem auferstandenen Jesus Christus, Menschen erfahren im Alltag den lebendigen Gott – und geben ihre Erfahrungen weiter an andere, mit denen sie zusammenkommen.
Und ich glaube, dass sich seit jenem ersten Osterfest nichts verändert hat: Ostern hat etwas mit dem Erzählen zu tun, mit dem Bekennen, mit dem Bezeugen der Erfahrung Gottes im eigenen Leben.

Und das möchte ich heute mit diesen Gedanken auch tun. Ostergeschichten erzählen, von kleinen und großen Wundern, von Glaube, Gottvertrauen und Hoffnung. Von Stärkung und Rettung. Ich möchte erzählen von Menschen, die Erfahrungen im Leben machen und sie von Gott her deuten. Ich möchte von Menschen erzählen, die bekennen, dass sie in diesen Erfahrungen Gottes Eingreifen spüren, seine Nähe, seine Hilfe und seinen Trost erleben. Erfahrungen, die uns bezeugt werden, damit sie uns anrühren und uns ermutigen zum Gottvertrauen, zum Leben aus einer lebendigen Gottesbeziehung heraus.

Geschichten aber, die alle eines gemeinsam haben: wir können sie nicht beweisen in unserem Sinne – so wie wir jene erste Ostergeschichte nicht beweisen können, sondern uns auf sie einlassen müssen, um dann Erfahrungen mit dem, der dahintersteht, zu machen.

Ostergeschichten, Ostererfahrungen unserer Tage. Menschen erleben in ihren Lebenszusammenhängen Gott, und bezeugen und bekennen diese Erfahrungen...

Ich nehme Teil an einem Gespräch, in dem eine Frau aus ihrem Leben erzählt. Viele Jahre ist es her, wo sie persönlich Schweres durchmachen musste. Als junge Frau war ihr Leben mit einem Mal völlig verändert, große Verantwortung lastetet auf ihr, nichts war mehr so, wie es war, und die Aufgaben, die vor ihr lagen, waren schier unüberwindbar. Ähnliches wie damals muss sie jetzt erneut erleben, wie ein Scherbenhaufen, so ist ihr Eindruck, liegt ihr Leben wieder vor ihr. Und so erzählt sie: damals, als es schon einmal so schlecht war in meinem Leben, habe ich viel gebetet und mit Gott gerechnet, von ihm Hilfe erbeten und bekommen. Ich denke und hoffe, dass das jetzt wieder so kommt. Gott wird uns Kraft geben, so dass unser Leben weitergehen kann – wenn auch anders, als vorher!
Da vertraut jemand auf die Möglichkeiten Gottes und wird nicht enttäuscht. Und daraus wächst die Hoffnung, die Kraft, sich dem Leben weiter zu stellen. Eine Ostergeschichte unserer Tage...

Eine weitere würde ich gerne mit ihnen teilen. Da muss eine Familie Abschied nehmen von einem Menschen, der lange Jahre das Leben der anderen bestimmt hat. Und obwohl das Verhältnis zur Verstorbenen gut war, war nicht alles ganz einfach. Erfahrungen, Geschichten, Begebenheiten, die z.T. lange zurückliegen, wohl aber nie ausgesprochen wurden. Während des Abschiednehmens, des Sprechens und Erzählens kommen diese Erfahrungen, hinter denen auch Verletzungen stehen, zur Sprache – vielleicht zum erstenmal überhaupt. In einem gemeinsamen Gebet können wir das Erzählte vor Gott bringen. Und wir erleben miteinander, welche Befreiung durch das Erzählen erfahrbar wird, wie gut es tut, all das auszusprechen, die Gedanken zuzulassen. Und jetzt kann der Abschied viel leichter gelingen, kann die eigene Trauer einen Schritt weiter gehen, an den alten Geschichten muss nicht festgehalten werden...
Ich meine: auch eine Ostergeschichte, weil Menschen Befreiung erleben von Enttäuschungen und Verletzungen und sie so leichter Abschied nehmen können. Einen Abschied, der nicht nachträgt, sondern der zum Leben hilft.

Eine dritte Erinnerung: Ich höre von einer Andacht, die jemand miterlebet hat. Der, der sie gehalten hat, fragt die anderen vorsichtig, aber doch im bezug auf eine konkrete Situation kritisch an. Er teilt seine Gedanken dazu mit, macht Mut, Dinge anders zu sehen, das Eigentliche nicht aufzugeben. – Viele, die nachher reagieren, sind berührt, nachdenklich, auf den Weg gebracht, auf der Suche.
Eine Ostergeschichte deswegen, weil Gottes Wort Menschen anrührt, sie korrigiert werden und bereit sind, neue Wege zu gehen.

Und eine Begegnung bei einer älteren Frau kommt mir in den Sinn. Oft schon habe ich sie besucht, viel Persönliches ist dabei gesprochen und erzählt worden. Eine Vertrautheit herrscht zwischen uns. Und so erzählen wir von unseren Familien, von den Erfahrungen der letzten Zeit. Und da ist so viel Schweres und Mühsames – und ganz selbstverständlich findet das erzählte seinen Abschluss in einem Gebet: die Erfahrungen des Alltags werden vor Gott hingelegt. Danach ist nichts anders, die Sorgen und die Trauer sind trotzdem noch da – und doch ist alles anders, weil wir es miteinander geteilt haben, weil Gott mit einbezogen ist und er darum weiß.
Eine Ostergeschichte für mich deswegen, weil wir etwas von der Kraft des Gebets erleben.

Vier Ostergeschichten unserer Tage. Sie alle könnten eigene erzählen – da bin ich mir ganz sicher!
Ostergeschichten, Erfahrungen von Menschen mit Gott.

Aber das gilt auch: jenes erste Osterfest damals hebt den Tod und das Leid unserer Tage nicht auf. Nach wie vor gibt es Trauer, Schmerzen und Angst. Und doch meine ich, dass alles von Ostern her in einem anderen Licht erscheint. Es ist das Licht Gottes, das Licht der Hoffnung, das Licht der Liebe, das auf menschliches Leid und Elend scheint. Und das im Blick können wir sagen: der Tod hat nicht das letzte Wort über uns Menschen und unser Leben, sondern wir hoffen in all dem auf Gottes Kraft und auf seine Liebe zu uns Menschen. Wir hoffen, dass Gott uns begegnet im Alltag unseres Lebens, und dass er helfend eingreift, Kraft und Mut gibt, Hoffnung wachsen lässt, dass wir die kleinen und großen Wunder Gottes in unserer Welt sehen können.
Ostern – das Leben besiegt den Tod, Menschen zu allen Zeiten erfahren das und geben es weiter. Natürlich, zu beweisen ist damit Gott und der christliche Glaube nicht.

Zurück zum Anfang der Predigt und der Frage, die ich ihnen zu Beginn gestellt habe: Was hat ein Stück Seife mit dem Osterglauben zu tun?

Mit einer kurzen Geschichte will ich antworten: >>Ein Seifenfabrikant sagte zu einem Priester: „Das Christentum hat nichts erreicht. Obwohl es schon bald zweitausend Jahre gepredigt wird, ist die Welt nicht anders geworden. Es gibt immer noch Böses und Böse Menschen.“ Der Priester wies auf ein ungewöhnlich schmutziges Kind, das am Straßenrand im Dreck spielte hin und bemerkte: „Seife hat auch nichts erreicht. Es gibt immer noch Schmutz und schmutzige Menschen in der Welt!“ - „Seife“, entgegnete der Fabrikant, „nutzt nur, wenn sie angewendet wird!“ „So ist es mit dem christlichen Glauben auch.“, entgegnete der Priester!<<

Ich glaube, die Geschichte trifft es gut. Alle biblischen Zeugnisse von Ostern, alle Ostergeschichten unserer Tage, helfen uns weiter, wenn wir uns auf sie einlassen und dem, der dahintersteht, in unserem Leben Raum geben! In diesem Sinne: gesegnete Ostern! Amen.

LIED 1 Er ist erstanden, Halleluja. Freut euch und singet, Halleluja. Denn unser Heiland hat triumphiert, all seine Feind gefangen er führt.
Kehrvers Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod. Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!
2 Er war begraben drei Tage lang. Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank; denn die Gewalt des Tods ist zerstört; selig ist, wer zu Jesus gehört.
3 Der Engel sagte: »Fürchtet euch nicht! Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht. Sehet, das Grab ist leer, wo er lag: er ist erstanden, wie er gesagt.«
4 »Geht und verkündigt, dass Jesus lebt, darüber freu sich alles, was lebt. Was Gott geboten, ist nun vollbracht, Christ hat das Leben wiedergebracht.«
5. Er ist erstanden, hat uns befreit; dafür sei Dank und Lob allezeit. Uns kann nicht schaden Sünd oder Tod, Christus versöhnt uns mit unserm Gott.

SEGEN
So segne und behüte uns Gott. Amen.

 

 

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GEBET für den Frieden

LIED 430,1+2 Gib Frieden Herr, gib Frieden…
1. Gib Frieden, Herr, gib Frieden, die Welt nimmt schlimmen Lauf. Recht wird durch Macht entschieden, wer lügt, liegt obenauf. Das Unrecht geht im Schwange, wer stark ist, der gewinnt. Wir rufen: Herr, wie lange? Hilf uns, die friedlos sind.
2. Gib Frieden, Herr, wir bitten! Die Erde wartet sehr. Es wird so viel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr. Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein. Hilf, wenn wir weichen wollen, und lass uns nicht allein.

KLAGE
Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein! Nicht gestern, nicht heute, nicht morgen.
Und doch ist Wirklichkeit geworden, was wir uns alle nicht haben vorstellen können. Es herrscht Krieg in Europa. Recht und Gerechtigkeit werden gebeugt und wir sind voller Sorge und Angst, was auf die Menschen in der Ukraine und in Russland, was auf uns und auf die Welt zukommt.
Wir sind fassungslos. Worte fehlen. Unsere Kraft ist zu klein. Wir fühlen uns hilflos.
Wir wollen im Gebet an die Menschen denken, die in all dies Schreckliche verwickelt sind und daran mitwirken.
Wir hoffen und beten, dass noch Vernunft einkehren möge, ein Stopp der Angriffe erfolgt, eine Umkehr zum Frieden. In Europa und in der weiten Welt.

GEBET
Gott, wohin sollen wir uns wenden, hilflos angesichts des Krieges in der Ukraine?
Wir sorgen uns um die Menschen, die den Angriffen ausgeliefert sind und Frieden wollen.
Wir sorgen uns um Europa und fürchten die Eskalation der Gewalt.
Wir sorgen uns um die Menschen in den Kriegs- und Krisengebiete in unserer Welt!
Wir wenden uns an dich, Gott, und bitten, dass Feindschaft überwunden wird.
Lass uns menschenverachtenden Parolen widerstehen.
Mach uns immun gegen das Gift von Hass, Falschmeldungen, Polarisierungen und Abgrenzungen.
Erfülle uns mit dem Geist des Friedens.
Wir sagen dir nun in der Stille, was wir auf dem Herzen haben.

STILLE

ZUSPRUCH
Jesus sagt:
>Glückselig sind die, die Frieden stiften.
Denn sie werden Kinder Gottes heißen!<
So sind wir auf dem Weg und vertrauen, das Gottes Liebe größer ist als der Hass von uns Menschen.

LIED 430,3+4 Gib Frieden Herr, gib Frieden…
3. Gib Frieden, Herr, wir bitten! Du selbst bist, was uns fehlt. Du hast für uns gelitten, hast unsern Streit erwählt, damit wir leben könnten,
in Ängsten und doch frei, und jedem Freude gönnten, wie feind er uns auch sei.
4. Gib Frieden, Herr, gib Frieden: Denn trotzig und verzagt hat sich das Herz geschieden von dem, was Liebe sagt! Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt, und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.

SEGEN
So segne uns und unsere Welt, Gott, Vater Sohn und Heiliger Geist. Amen.