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Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg


Ansacht für Zuhause -  Reformationstag

ERÖFFNUNG
Gott, segne mir diese Andacht. Amen.

LIED EG 572 Gottes Wort ist wie Licht in der Welt…
„Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht;
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;
es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten,
ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“

(Text: Hans-Hermann Bittger (1978) 1983

Melodie: Kanon für 2 Stimmen: Joseph Jacobsen 1935, ursprünglich zu Joel 4,20 (hebräisch))


IMPULS >Meine Bibelworte fürs Leben<
Liebe Leserin, lieber Leser,
am Reformationstag erinnern wir uns besonders daran: Im evangelischen Gottesdienst hat die Bibel eine große Bedeutung. Sie liegt an einem zentralen Platz, auf dem Altar, unter dem Kreuz. Dort liegt sie nicht zur Zierde, sondern das ist eine Aussage des Glaubens. Die Worte der Bibel dienen zur Orientierung für unser Leben. Sie werden uns zum Wort Gottes, durch das er zu uns spricht. Menschen erleben, wie ein Satz aus der Bibel auf einmal „brennend“ wird, er Bedeutung bekommt in einer Situation. Menschen erfahren, dass Worte der Bibel trösten und Orientierung geben, korrigieren und neu auf den Weg bringen. Menschen werden durch die Geschichten der Bibel geprägt und von ihnen begleitet – oft ein ganzes Leben lang. Das ist ein Geschenk und es geschieht durch das Wirken des Heiligen Geistes. So ist es unsere Überzeugung.

Davon können Sie jetzt lesen. Von Menschen, die davon berichten, welche Bedeutung die Bibel und ihre Worte für sie bekommen hat..

Eine ältere Dame erzählt:
Du tust mir kund den Weg zum Leben. Vor dir sei Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich. (Psalm 16,11)
Das war mein Konfirmationsspruch im Jahr 1942. Es war ein wunderschöner Tag. Wir durften das erste Mal am Abendmahl teilnehmen. In der folgenden Nacht wurde die Kirche zerbombt. Kein Stein stand mehr auf dem anderen. Für mich war es schrecklich. Mein Konfirmationsspruch handelt von Freude und dem Weg zum Leben – auf der anderen Seite Tod und Trümmer. Die Worte meines Konfirmationsverses haben mir immer Mut geschenkt – im Krieg, als unser Haus abgebrannt war, beim Tod meines ersten Mannes und bei der Scheidung vom zweiten Mann, wo ich viel Schlimmes durchmachen musste. Die Freude des Himmels wurde mir immer ins Herz gestellt.
Und auch heute im Alter kann ich durch den Vers gelassen das annehmen, was kommt. Und ich weiß, dass ich einst Freude in Fülle bei dem lieblichen Wesen im Himmel haben werde.

Eine junge Frau erinnert sich:
Mich hat in meinem Leben ein Bibelvers aus dem Alten Testament begleitet. Er steht im Sprüchebuch des Salomo in Kapitel 16 Vers 9: „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.
Diesen Vers habe ich von meinen Eltern und Paten bei der Taufe mit auf den Weg bekommen. Viele Jahre hat er mich wohl begleitet ohne dass ich mir wirklich dessen bewusst war.
Im Rahmen der Konfirmandenzeit beschäftigten wir uns wieder mit unseren Taufsprüchen. Dabei stellte ich erstaunlicherweise fest, dass der Spruch ja genauso in meinem Leben eingetroffen ist: Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der Herr allein lenkt seinen Schritt. Seit dieser Zeit blicke ich manchmal auch gelassener auf die Dinge, die vor mir liegen.
Der Bibelvers hat mich, wenn auch sehr lange unbewusst, begleitet und gibt mir vielleicht genau aus diesem Grund immer wieder neue Kraft und den Mut auf Gott und seine helfende Hand zu vertrauen.

Ein Mann weiß zu berichten:
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2.Tim 1,7)
Für mich bedeutet dieser Bibelvers, dass ich mich in jeder Situation, so schrecklich und angsteinflößend sie auch sein mag, darauf besinne, dass Gott mir keine Last auferlegt, von der er nicht genau weiß, dass ich sie auch tragen kann. Ich kann mich darauf verlassen, dass er mir die Kraft gibt, alles durchzustehen. Auf diese Zusage Gottes habe ich mich bei meinem allerersten Liebeskummer verlassen können, diese Art von Kummer, bei dem man denkt, dass er nie vorübergehen würde. Vor der ersten Prüfung in der Uni, sowie bei jeder weiteren Klausur bis hin zum zweiten Staatsexamen, wenn mir jedes Mal der kalte Angstschweiß den Rücken herunterlief, wusste ich: Gott gibt mir Kraft. Nach dem Tod meiner Oma empfand ich die größte Trauer in meinem Leben. Dass Gott uns den Geist der Liebe gibt, spürte und spüre ich besonders in der Liebe zu meiner Familie. Sie hilft mir im größten Schmerz.

Erinnerungen eines älteren Mannes:
Ich bin als Nachkriegskind mit Mangelerscheinungen geboren, und die Ärzte haben meinen Eltern nicht viel Hoffnung gemacht. Mit den damaligen Mitteln hat man es dann doch geschafft. Mein Leben war und ist wie der Seegang am Meer: mal Sturm mal Windstille, manchmal schlagen die Wellen auch über dem Kopf zusammen. Meine Mutter hat mit 42 Jahren ihr Leben durch einen Autounfall verloren. Wieder wurde mein Leben auf einen Prüfstand gestellt. Eine schlimme Zeit.
Eine glückliche Zeit habe ich mit meiner jungen Familie erlebt. Wir haben gebaut, hatten kein Geld, aber wir hatten uns und waren glücklich. Eine schöne Zeit.
Mein Bruder und eine Schwägerin sind beide mit 38 Jahren gestorben. Wieder ging es ganz schlecht.
Letztlich ist für uns eine Welt zusammengebrochen, als unser Sohn bei einem Autounfall gestorben ist. Nach vielen Gesprächen mit ganz lieben Menschen ist mir dann ein Bibelspruch in die Augen gestochen - und ich wusste: Der ist für mich geschrieben. In der Welt habt ihr Angst: aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33)
Ostern geschah das Unglaubliche: Jesus ist auferstanden. Er hat tatsächlich die Welt überwunden. Also brauchen wir keine Angst vor dem Tod zu haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass es noch was gibt nach dem Tod. Wenn man in der Natur schaut, kann man auch nicht über den Horizont schauen, aber es geht weiter. Ich glaube fest an das Leben nach dem Tod. Auch wenn ich nicht weiß, wie es sein wird, aber der Glaube gibt mir Trost und Hoffnung.

Liebe Leserin, lieber Leser,
Stimmen von Menschen, denen Worte der Bibel wichtig geworden sind. Bestimmt könnten Sie alle von solchen Erfahrungen erzählen. Vielleicht vom Psalm 23, der in einer ganz bestimmten Lebenssituation geholfen hat. Oder vom VATER UNSER, dass das Beten möglich gemacht hat, obwohl man selbst keine Worte gefunden hat. Eventuell von der Geschichte der Sturmstillung: Jesus ist da, wenn es drunter und drüber geht, und mein Leben aus den Fugen gerät.

„Denn des Herrn Mund hat`s geredet.“ Das ist der Grund, warum wir die Bibel lesen. Wir vertrauen darauf, dass Worte, die uns in der Bibel überliefert sind, für uns zu Gottes Worten werden durch das Wirken des Heiligen Geistes. Wir erwarten, dass es nicht beim Lesen der alten Texte bleibt, sondern dass die Stimme des lebendigen Gottes heute und hier zu uns spricht.

Dabei bleibt die Liebe Gottes das Maß und die Mitte der Schrift. In der Liebe bleibt Gottes Wort ewiglich. Und wir bleiben ewiglich, wenn wir in Liebe Gottes Wort hören und tun. Dafür haben wir nicht ewig Zeit, aber ein ganzes Leben. Amen.

VATER UNSER

SEGEN
So segne uns und seine Welt unser Gott! Amen.