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Diese Andacht schrieb Pfarrer Friedrich Heidelbach, Homberg

Andacht für Zuhause, August 2025

ERÖFFNUNG
Gott, segne mir diese Andacht. Darum bitte ich Dich. Amen.

IMPULS
Die Bilder, die wir im Moment aus dem Gazastreifen sehen, sind unerträglich. Kinder mit hohlen Augen und abgemagerten Beinen - Menschen, ausgehungert - Rangeleien, um einen Topf Suppe zu ergattern. Das Lebensnotwendige wird ihnen vorenthalten, Menschen werden in den Tod getrieben.
Das gegen Terrorismus vorgegangen werden muss, ist keine Frage. Aber dass das auf Kosten der Bevölkerung, Kinder, Erwachsene und alte Menschen geht, kann nicht sein.
Und so wird wohl auch keine Frieden entstehen können…

Diese ernsten Gedanken zu Beginn. Sie sind mir in den Sinn gekommen, zu einem Wort Jesu:
"Ich bin das Brot des Lebens", sagte Jesus zu ihnen. "Wer zu mir kommt, wird niemals wieder Hunger leiden, und wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben.“
Ein provozierender Satz Jesu, oder?

Dieser Satz hört sich fast zynisch an, wenn wir an die hungernden Menschen in der Welt denken. Daneben kenne ich viele Menschen, die nichts mit Gott und Jesus anfangen können und trotzdem ein erfülltes Leben im Überfluss führen – so macht es zumindest den Eindruck.
Der Satz stellt die Fragen: Was sind die Grundbedürfnisse unseres Lebens? Woraus ziehen wir Energie? Was ist uns wirklich wichtig? Worauf kommt es an? Was macht uns „satt“ im übertragenen Sinn?

Was sind die Grunbedürfnisse unseres Lebens?
Wir benötigen täglich etwas zum Essen und Trinken.
Wir brauchen Luft zum Atmen, das merken wir spätestens dann, wenn wir versuchen die Luft anzuhalten oder im Schwimmbad zu tauchen.
Aber wir brauchen noch mehr:
Zu unseren Grundbedürfnissen zählt ein „Dach über dem Kopf“. Es ist gut, wenn wir ein Zuhause haben und wissen, wo wir hingehören.
Wir benötigen Menschen, zu denen wir Kontakt haben, die mit uns gehen, mit denen wir gehen, die zuhören, mit uns reden, die da sind, wenn wir sie brauchen. Menschen, die wir lieben und umgekehrt, die uns achten und zu denen wir eng in Beziehung stehen. Wir benötigen andere, die uns Wärme und Geborgenheit geben. Keiner lebt nur für sich!
Wie schön ist es, wenn all diese Grundbedürfnisse abgedeckt und optimal versorgt sind. Dann geht es uns gut, dann erahnen wir etwas vom Glück des Lebens, von seiner Sonnenseite.

Und umgekehrt merken wir, wenn uns Grundsätzliches fehlt, wie mühsam dann das Leben ist, wie empfindlich gestört:
Wenn wir fasten und verzichten, ahnen wir etwas davon.
Wenn wir Atemnot haben, weil wir uns überanstrengen oder krank sind.
Wenn wir nicht wissen, wo wir hingehören.
Oder wenn die Beziehung zu unseren Nächsten gestört ist, Vertrauen gebrochen wird, Streit herrscht, merken wir, wie sehr unser Leben aus dem Gleichgewicht gerät. Wir merken es, wenn wir trauern um einen Menschen, den wir geliebt haben.

Was sind die Grundbedürfnisse unseres Lebens? Vielleicht hätten sie noch ganz anderes genannt.
Wie gut ist es, was für ein großes Geschenk ist es, wenn wir uns um die Grundbedürfnisse keine Sorgen machen müssen. Wer das erlebt, kann dankbar sein, und zufrieden. Das ist ein großes Geschenk. Vielen Menschen in unserer Umgebung und in der Welt geht das anders.

Was sind die Grundbedürfnisse unseres Lebens?
Jesus erinnert uns Menschen daran, dass es neben dem eben genannten noch eine ganz andere Grundbefindlichkeit des Menschen gibt: eben die Suche nach Sinn, nach Erfüllung, nach Zufriedenheit und Ganzheit.
Es scheint, als ob Gott diese Suche und den Hunger nach Sinn und Erfüllung in uns eingepflanzt hat, um uns deutlich zu machen, dass wir eigentlich in Beziehung stehen, nicht nur zu anderen Menschen, sondern auch zu ihm. Der Kirchenvater Augustin hat das so ausgedrückt: „Wir sind auf Gott hin geschaffen, und unser Herz ist so lange unruhig, bis es Ruhe findet in Gott!“
Hier, bei Gott, liegt die letzte Erfüllung des Menschen. Hier, bei Gott, werden wir letztlich satt in unseren Wünschen und Hoffnungen, in den Träumen und Vorstellungen. Gott ist die Erfüllung unseres Lebens und sie liegt in Jesus, der sagt: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, an mich glaubt, mir vertraut, wird niemals Hunger leiden und nie wieder Durst haben!“

Eine provozierende These, keine Frage. Jesus und mit ihm Gott will uns das schenken, was wir zum Leben benötigen. Und daneben auch noch die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens sein: in ihm haben wir Sinn, schon hier auf Erden und auch dann, wenn unser Leben hier zu Ende geht und wir bei ihm sein dürfen in alle Ewigkeit. Das ist ein gutes Angebot, finde ich…

Und weil Gott will, dass es allen Menschen gut geht nimmt uns dieses Angebot in die Pflicht. Teilen sollen wir. Anders als andere auf die Welt schauen ist unsere Aufgabe. Ein „weites“ Herz soll in uns schlagen, das sich anrühren lässt von der Not der Menschen in Gaza und anderswo.

Nein, den Himmel haben wir noch nicht auf Erden. Vielleicht hilft uns aber die Geschichte vom Himmel und der Hölle anders auf unser Miteinander in der Welt zu schauen:

Himmel und Hölle
Eine Legende erzählt von einer frommen Frau, die zu Gott kommt. Sie bittet ihn, den Himmel und die Hölle sehen zu dürfen. Gott erlaubt es ihr und führt sie in einen großen Raum.
In der Mitte steht auf dem Feuer ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Rundherum sitzen Leute mit Löffeln mit langen Stielen, alle stochern in dem Topf, aber sie sehen blass aus, mager und elend. So sehr sie sich auch bemühen, die Stiele der Löffel sind zu lang. Sie können das Essen nicht in den Mund bringen. „Was für ein seltsamer Ort“, sagte die Frau. „Das“ antwortet Gott „ist die Hölle“.

Sie gehen in den zweiten Raum, der genauso aussieht wie der erste. Auch hier brennt ein Feuer und darüber kocht ein köstliches Essen. 
Leute sitzen rundherum, auch sie haben Löffel mit langen Stielen, aber sie sind alle gut genährt, denn sie füttern einander mit den langen Löffeln und geben dem anderen von den köstlichen Speisen ab, die für die vorbereitet sind.
Sie feiern miteinander ein fröhliches Fest. Es ist genug für alle da.

„Und dies“ sagt Gott „ist der Himmel“.

Teilen. An andere denken. Abgeben. So kann der Himmel sich auch schon auf Erden andeuten. Amen.

FÜRBITTE
Gott, guter Vater,
Jesus Christus ist das Brot des Lebens, groß ist der Hunger nach Brot. Menschen hungern, Kinder sterben, bevor sie diese Welt entdeckt haben. Gerechte verzweifeln, bevor sie die Welt verbessern können. Du bist das Brot in unseren Händen, teile dich aus durch uns und alle Menschen, die das tun wollen. Schenke, das Kinder leben, Flüchtende finden Heimat, Gerechte sich ihren Mut bewahren.

Groß ist der Hunger nach Frieden.
Die Kriege enden nicht. Die Verzweiflung wächst. Du bist der Friede, der die Welt verwandelt. Schaffe dir Raum in den Herzen der Mächtigen, in den Plänen der Strategen, die dem Frieden dienen.

Groß ist der Hunger nach Einheit.
Religionen, Nationen und Gesellschaften sind gespalten.

Hass nistet sich ein in den Köpfen der Menschen. Wer Brücken baut, wird verspottet. Du bist das Brot, das aus vielen Körnern entsteht. Vereine die, die einander bekämpfen. Führe Streitende zusammen. Bestärke die, die Zusammenhalt fördern.

Gott, guter Vater,
Jesus Christus ist das Brot des Lebens, Zeichen ewigen Lebens, schau auf uns, schenke neues Leben und halte die Sehnsucht in uns wach. Amen.

VATER UNSER

SEGEN
Gott, segne Deine Welt. 
Gott begleite uns auf unserem Weg. Amen.